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Die Kräfteverhältnisse in der Gruppe D

11. 06. 2012 – Enrico Barz

Zum Abschluss der Vorabeinschätzungen aller EM-Gruppen widmen wir uns heute der Gruppe D. Wie sieht es mit der Leistungsfähigkeit der hier versammelten Mannschaften aus? Wer hat das Zeug, das Viertelfinale erreichen zu können?

Der große Bluff?

Eine Gastgebermannschaft muss immer unter einem besonderen Licht betrachtet werden. Der Heimvorteil spielt schließlich im Fußball eine nicht unwesentliche Rolle. Er kann beflügeln, aber auch hemmen. Und wie sich solch Erwartungsdruck auswirkt, hängt immer auch von der Verfassung des Teams ab. Und da bestehen im Falle der Ukraine große Fragezeichen. Während der EM-Vorbereitung verlor man die letzten beiden Spiele gegen keinesfalls hochklassige Gegner: 2:3 in Österreich, 0:2 gegen die Türkei. Die letzte Niederlage versuchte Oleg Blokhin, mit einer fadenscheinigen Ausrede zu erklären. Eine Lebensmittelvergiftung einiger Spieler sollte der Grund für die Pleite in Ingolstadt gewesen sein. Um der ukrainischen Fußball-Legende nicht vorwerfen zu müssen, komplett den Verstand verloren zu haben, bleibt als einzige Erklärung für dieses Manöver, hier wird mächtig geblufft. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo zwischen derartig orientierungslosen Auftritten und der durchaus vielversprechenden Leistung im Spiel gegen Deutschland, das im vergangenen November in Kiew stattfand. Vermutlich sollte letztere eher als Maßstab dienen, denn die Herausforderung für die Spieler ist groß bei der ersten EM-Teilnahme der Ukraine. Motivationsprobleme sollte es daher nicht geben. Konstantere Leistungen könnten die Folge sein.

Personell allerdings ist das Gastgeberteam mäßig besetzt. Da stechen nur wenige Akteure heraus. Mit zwei Ausnahmen verdienen alle ihr Geld in der Heimat. Lediglich Anatoliy Tymoshchuk (FC Bayern München) und Andriy Voronin (FK Dynamo Moskau) stehen bei ausländischen Klubs unter Vertrag. Und das sind dann auch die schillerndsten Persönlichkeiten im Team – neben Andriy Shevchenko natürlich. Doch der Stürmerstar ist in die Jahre gekommen, die Kraft reicht beim 35-Jährigen längst nicht mehr für 90 Minuten. Seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft hat er bereits angekündigt, nach diesem Turnier ist Schluss. All diese Unzulänglichkeiten lassen sich mit mannschaftlicher Geschlossenheit sicherlich teilweise auffangen. Die Position des Torhüters jedoch muss Oleg Blokhin massive Kopfschmerzen bereiten. Die besten drei ukrainischen Keeper – im internationalen Vergleich ohnehin nicht zur absoluten Spitze zählend – stehen nicht zur Verfügung. Oleksandr Shovkovskiy (Schulterverletzung) und Andriy Dykan (Kopfverletzung) sind nicht fit, Oleksandr Rybka ist gesperrt (Doping).

Das Bestehen in der Gruppe D stellt für die Ukraine somit eine Herkulesaufgabe dar. Dem Auftaktspiel gegen Schweden wird da schon entscheidende Bedeutung zukommen. Wer diese Partie verliert, hat mit Blick aufs Viertelfinale ganz schlechte Karten.

Schweden nicht nur gewohnt solide sondern auch schillernd

Es gilt also auch für die Skandinavier, sich gleich zum Turnierbeginn in bester Verfassung zu zeigen. Nur dann kann man eventuell schwächelnden Engländern den zweiten Platz streitig machen. Die Schweden sind in diesem Kalenderjahr noch ungeschlagen. Zur Gegnerschaft gehörten allerdings auch Katar, Bahrain und Island. Lediglich Ende Februar in Kroatien (3:1) und zuletzt gegen Serbien (2:1) wurde man gefordert.

Das schwedische Nationalteam qualifizierte sich als bester Gruppenzweiter direkt für die EM, musste lediglich den Niederländern Vortritt gewähren. Somit sind die auf dem Platz traditionell sehr gut organisierten Skandinavier mittlerweile Stammgast bei Europameisterschaften – zum vierten Mal in Folge, zum fünften Mal insgesamt. Neben der gewohnten taktischen Disziplin hält der Kader aber auch das eine oder andere fußballerische Juwel bereit – allen voran natürlich Zlatan Ibrahimović. Mittlerweile steht und fällt der Erfolg nicht mehr allein mit dem Stümerstar vom AC Mailand. In Ola Toivonen steht inzwischen ein starker Partner für den Angriff zur Verfügung. Und so muss sich das Team von Trainer Erik Hamrén nicht auf die Torverhinderung beschränken, man kann auch selbst offensive Akzente setzen.

Frankreich in toller Form

Gegen Frankreich allerdings scheint nach den aktuellen Erkenntnissen in dieser Gruppe D kein Kraut gewachsen. Die "Équipe Tricolore" möchte das skandalöse Auftreten bei der WM 2010 vergessen machen. Die Geschichte wurde aufgearbeitet, Strafen ausgesprochen und abgesessen. Darüber hinaus zog man offenbar die richtigen Schlüsse. Großen Anteil am Wiedererstarken der "Grande Nation" hat Trainer Laurent Blanc, der den Posten nach dem Turnier in Südafrika übernahm. Zwar gab es Anlaufschwierigkeiten, die ersten beiden Spiele gingen verloren. Doch seit der Pleite zum Auftakt der EM-Qualifikation Anfang September 2010 gegen Weißrussland (0:1) haben die Franzosen nicht mehr verloren. Es gab u. a. Siege gegen England (2:1), Brasilien (1:0) und Deutschland (2:1). Auch Gruppenkontrahent Ukraine wurde vor gut einem Jahr bezwungen (4:1). Insbesondere durch die Art des Auftretens in den Testspielen vor der EM wusste die Mannschaft zu überzeugen. Die Krise also scheint überwunden. Und am fußballerischen Talent von Spielern wie Franck Ribéry oder Karim Benzema besteht ohnehin kein Zweifel. Somit kann die "Équipe Tricolore" als klarer Favorit in dieser Gruppe gelten.

Verletzte, ein fehlender Elfmeterpunkt und die Angst vor einer Blamage

Die Leistungsfähigkeit "Three Lions" hingegen bereitet in England Sorge. Vor allem das beispiellose Verletzungspech hat die Mannschaft arg gebeutelt. Chris Smalling, John Ruddy, Gareth Barry, Frank Lampard und Gray Cahill mussten ihre EM-Teilnahme aus Verletzungsgründen absagen. Wayne Rooney wird in den ersten beiden Vorrundenspielen gesperrt fehlen. Der neue Trainer Roy Hodgson, seit Anfang Mai im Amt und damit Nachfolger des im Februar zurückgetretenen Fabio Capello, weiß selbst nicht so genau, wie er die Lage einschätzen soll. Einerseits ist da der Stolz Teammanager Englands bei einem großen Turnier zu sein, doch zugleich bedrückt ihn die Angst vor einem totalen Desaster.

Hoffnung kann die EM-Qualifikation machen, die man ohne Niederlage absolvierte. Die Gegner hießen allerdings Montenegro, Schweiz, Wales und Bulgarien. Zudem wurden im November letzten Jahres immerhin Spanien und der jetzige Gruppengegner Schweden geschlagen (jeweils 1:0). Mit dem gleichen knappen Ergebnis siegte man während der direkten EM-Vorbereitung gegen Norwegen und Belgien. Berauschender Offensivfußball wird also von den Engländern nicht zu erwarten sein. Vermutlich orientiert man sich eher an der Erfolgstaktik des FC Chelsea London. Allein das sollte den Gegnern zumindest Respekt einflößen.

Kann bei einer solchen Formeinschätzung Englands das Thema Elfmeter und Torhüter ausgeklammert werden? Wohl nicht. Und so darf die Anekdote nicht unerwähnt bleiben, dass auf dem Trainingsplatz der Engländer in Krakau kein Strafstoßpunkt markiert war. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Dagegen gibt es auf der Position des Torwarts Positives zu vermelden. Joe Hart hat durchaus das Zeug, aus der Tradition englischer Fliegenfänger auszuscheren. Bei der WM 2010 durfte er noch nicht ran, war lediglich die Nummer drei. Mittlerweile aber steht er bei den "Three Lions" regelmäßig zwischen den Pfosten.

Fazit

In der Gruppe D spricht alles für die Franzosen. Die zuletzt nachgewiesene Form kann als Schlussfolgerung nur Platz eins zulassen. Und auch darüber hinaus ist mit der "Équipe Tricolore" zu rechnen. Dahinter kann es sehr eng zugehen. Sollte England die personellen Ausfälle nicht kompensieren können, stehen Schweden und die Ukraine bereit, um Ansprüche auf ein Viertelfinalticket anzumelden.

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